Der Palić See - Therapierung eines hypertrophen Flachsees

Geschichte und Entwicklung von Palić und Ludaš See
 
Der Palić und der Ludaš See liegen in der Nordvojvodina etwa acht bzw. zwölf Kilometer von Subotica entfernt. Beide Seen sind panonische Flachseen äolischen Ursprungs. Wasserwirtschaftlich sind die beiden Seen durch den Palić-Ludaš Kanal miteinander verbunden. Der Palić See entwässert damit praktisch in den Ludaš See, dieser wiederum in die Kireš, die in die Tisa mündet. Mengen und qualitätsmäßig waren beide Seen über die letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte großen natürlichen Schwankungen ausgesetzt. Heute ist das Wasserniveau künstlich geregelt und quantitative Wasserprobleme gehören der Vergangenheit an.
 
Da sich die Einwohnerzahl der Stadt Subotica (heute ca. 150.000) über die letzten Jahrzehnte stark vergrößert hat, stieg aber auch der anthropogene Einfluss auf die Wasserqualität von Palić und Ludaš See. So entwässert z.B. die Stadt Subotica einen Großteil ihrer Abwässer in den Palić See. Aus der Ortschaft Palić (ca. 7.700 Einwohner) gelangt ein Großteil der häuslichen Abwässer auch heute noch unbehandelt in Palić und Ludaš See. Durch diesen starken anthropogenen Einfluss müssen beide Seen bereits seit Jahrzenten als poly- oder hypertrophe Gewässer klassifiziert werden inklusive aller negativen Begleit­erscheinungen wie z.B. massenhaftes Algenwachstum, Blaualgenblüten, wiederholtes Fischsterben, Geruchs­belästigung etc.
 
Bereits zwischen 1971 und 1975 wurde deshalb in einer großen Sanierungsaktion der Palić See trocken gelegt und mit schwerem Gerät der sich über die Jahre angesammelte nährstoffhaltige Schlamm aus dem Seebett entfernt. Außerdem wurde eine erste Kläranlage für die Abwässer von Subotica gebaut und der See in vier Sektoren unterteilt. Da aber damals versäumt wurde entscheidende Maßnahmen im Einzugsgebiet des Sees konsequent umzusetzen, konnten die Wasserqualitätsprobleme nicht nachhaltig beseitigt werden und heute steht man wieder dort wo damals die Arbeit aufgenommen wurde.
Das Baden im Palić See gilt heute eher als Mutprobe denn als Freizeitvergnügen und starke Algenblüten im Frühjahr und Sommer behindern die weitere touristische Entwicklung von See und Umfeld. Aus den großen Nährstoff- und daraus resultierenden Algenmengen hat sich erneut eine nährstoffhaltige, sauerstoffzehrende Schlammschicht am Boden des Sees gebildet und im Mai 2009 erschütterte ein großes Fischsterben katastrophalen Ausmaßes (Youtube Link: http://www.youtube.com/watch?v=lzrROnz-lU0) die Öffentlichkeit.
 
Das Potential als Touristendestination mit Tradition
Im Kontrast dazu hat aber der Palić See einen auch über die Landesgrenzen hinaus bekannten Namen und eine bereits über 160 jährige Tradition als Tourismusdestination. Der Palić Park wurde bereits 1840 angelegt und der Ort Palić ist landesweit für seine historischen Gebäude aus der Zeit der Sezession bekannt. Der See und sein im Jugendstil geprägtes historisches Umfeld sind das beliebteste Ausflugsziel der Vojvodina und bezüglich ihres Entwicklungspotenzials eine der top fünf Touristendestinationen Serbiens. Zusätzlich zählt der Ludaš See seit 1977 zu den Ramsar Feuchtschutzgebieten von internationaler Bedeutung und ist Rückzugsbiet für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten die auf der Roten Liste verzeichnet sind.
 
Die Stadt Subotica bzw. die lokalen Politiker haben dieses riesige Potential als Touristendestination mit Tradition erkannt und deshalb bereits einen Masterplan als Leitlinie zu dessen Entwicklung erstellen lassen. Ziel ist es den See im Norden Serbiens zu einer der attraktivsten touristischen Destinationen des Landes zu entwickeln. Langfristig vorgesehener Impact ist die Schaffung von Arbeitsplätzen im Tourismussektor, Bewahrung des kulturellen Erbes, Naturschutz und Schutz der Biodiversität.
 
Um die historische Baukultur zu erhalten, wurde bereits mit der Renovierung des historischen Frauenstrands, der Grand Terrasse sowie des Großen Parks, welcher vor über 100 Jahren angelegt wurde, begonnen. Außerdem werden Maßnahmen geplant um die Seewasserqualität nachhaltig und langfristig zu verbessern.
 
Die Probleme mit der Wasserqualität
Das größte Hindernis im Ausbau des Tourismus am und im Umfeld des Palić ist die schlechte Wasserqualität des Sees. Seit Jahrzehnten bereits müssen sowohl Palić als auch Ludaš See als polytrophe Gewässer klassifiziert werden. Die finanziell anspruchsvollste Maßnahme zur Sanierung des Einzugsgebietes und zu einer nachhaltigen Wasserqualitätsverbesserung konnte mit finanzieller Unterstützung der European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) bereits verwirklicht werden. Im Mai 2009 wurde die neue Kläranlage der Stadt Subotica in Betrieb genommen. Sie gilt heute als die Modernste Serbiens und ein deutlicher Rückgang der Nährstoffkonzentrationen im See ist bereits messbar. Das Erreichen von natürlichen Bedingungen im See liegt aber noch in weiter Ferne.
 
Über den Bau der Kläranlage hinaus und zur Erreichung der im Masterplan anvisierten Entwicklungsziele sind weitere Investitionen in die Infrastruktur sowie in die Wasserqualität notwendig. Eine Naturkatastrophe wie im Mai 2009 soll zukünftig nicht mehr möglich sein.
 
Die langfristigen Ziele
Um die Wasserqualität von Palić und Ludaš See langfristig und nachhaltig zu verbessern sind weitere Anstrengungen notwendig. Zusammen mit einem Team von lokalen Experten wurde eine Strategie entwickelt wie dieses Ziel erreicht werden kann. Die wichtigsten Schritte im Fahrplan zu einer erfolgreichen Therapierung der polytrophen Patienten Palić und Ludas See sind die Folgenden:
1.   Maßnahmen zur Effizienzsteigerung der Kläranlage und Anpassung an strengere Grenzwerte
2.   Ausbau der Kanalisation in Palić
3.   Etablierung eines Schutzgürtels zur Reduzierung diffuser Nährstoffeinträge
4.   Fortbildung der Bauern im Einzugsgebiet des Sees im effizienteren Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden
5.   Trainingskurse über den möglichen Einsatz kleinerer biologischer Kläranlagen an abgelegenen Bauernhöfen
6.   Biomanipulation - Stärkung des Zooplanktons durch das entfernen von allochthonen Fischen ausgenommen sind größere Raubfische